Der englische Begriff „Zero Waste“, zu Deutsch „null Abfall“, beschreibt das Streben nach einem möglichst abfallfreien und ressourcenschonenden Leben. Unsere Autorin Franzi vom Blog Neue Etage gibt Tipps für weniger Müll im Alltag.
Ihr Lieben,
zugegeben, der Ausdruck „Zero Waste“ schreckt oft ein wenig ab. Steht er doch so groß im Raum, dass mensch sich oft sagt „Puh, das schaff ich nicht.“ Doch wenn wir mal genau hinsehen, dann steht Zero Waste eigentlich „nur“ für einen Lebensstil, bei dem mensch Müll in allen Bereichen des Lebens so gut es geht vermeidet. Es wird nur noch gekauft, was wirklich benötigt wird, auf Verpackungen wird soweit es geht verzichtet und überhaupt werden auch grundsätzlich Ressourcen gespart und geschont.
Ihr seht, es geht nicht um dieses große Wort „Zero“, vielmehr geht es um einen ganzheitlich bewussten Lebensstil vor allem im Umgang mit Müll.
Die Grundsätze von Zero Waste
- Refuse (ablehnen, vermeiden): auf Unnötiges verzichten | z.B. unnötige Werbegeschenke, Krimskrams, unnötiges Plastik
- Reduce (reduzieren): den Besitz verringern | Ordnung & Klarheit schaffen
- Reuse (wiederverwenden, reparieren): alles so oft/lange wie möglich verwenden | Besucht doch z.B. mal eine Repair-Werkstatt
Wo fang ich denn an?
Als ich mich damals mit dem Zero Waste Lebensstil beschäftigte, begann ich zuerst einmal in unserer Küche und schaffte Klarheit, indem ich alle verpackten Lebensmittel in Gläser und andere Behälter umfüllte. Nun könnte man sagen, dass das ja geschummelt wäre, aber weit gefehlt – mir brachte es einfach nur eine Menge Klarheit und einen bewussten Reminder dafür, dass ich in der Zukunft auf Verpackungen so gut es geht verzichten möchte. Die Berge an Plastik, die ich damals barg, hinterließen ein so mulmiges Gefühl und sensibilisierten mich sehr für dieses Thema.
Das Einkaufen fiel mir später viel einfacher mit dem Wissen, dass daheim meine schönen Gläser auf mich warteten. Ich wollte das olle Plastik überhaupt nicht mehr. (Der Ehrlichkeit halber änderte sich das vor drei Jahren ein wenig, als ich kein Gluten mehr zu mir nehmen durfte. Viele dieser Lebensmittel bekomme ich hier bei uns nicht unverpackt und muss doch öfter als mir lieb ist, auf verpackte Dinge zurückgreifen. Fühlt euch also bitte niemals schlecht, wenn es nicht immer so geht, wie ihr das eigentlich wollt!)
Schritt für Schritt
Adieu Einwegplastik – Hey Mehrweg!
Dieser erste Schritt ist gar nicht so schwer, wie er scheint. Verzichtet auf Einwegplastik. Verzichtet auf Einwegpfand und verzichtet auf Dinge, die nicht langlebig sind. Das heißt nicht, dass ihr jetzt sofort loslaufen müsst und Mehrwegbehälter, fancy Trinkflaschen oder andere Dinge neu kaufen müsst. Schaut zuerst in eurem Haushalt, was ihr da so findet und verwenden könnt.
Ich fülle Salat oder Suppe für unterwegs z.B. sehr gern in alte Marmeladengläser, nutze Tomatenpassata-Gläser als Trinkflasche und wickle Brote auch mal in saubere Geschirrtücher. Klar, ist nicht fancy, aber nachhaltig wie sonst nix! Denn der wichtigste Schritt um Müll zu vermeiden ist, eh vorhandenes auch zu nutzen.
Müllfrei unterwegs
Grundsätzlich könntet ihr in vielen Momenten des Lebens auf Einwegmüll verzichten. Beim Bäcker bekommt ihr euer Brot auch in euren eigenen Beutel oder den Kaffee in euren Mehrwegbecher. Selbst beim Eisladen könnt ihr euch eure Kugeln in einen eigenen Behälter füllen lassen. Auch beim Einkaufen selbst könnt ihr Verpackungen sparen, wenn ihr z.B. beim Obst und Gemüse eure eigene Verpackung parat habt oder einfach gleich komplett drauf verzichtet. Mal ehrlich, Orangen und Bananen benötigen nun wirklich keinen extra Beutel.
Müllfrei im Bad
Zuerst heißt es aufbrauchen statt wegwerfen! Klar ist es schön, auf dem schnellen Weg ein Zero Waste Bad gestalten zu können, es macht aber nachhaltig einfach keinen Sinn. Benutzt was ihr habt und schaut euch dann nach den Alternativen um.
Es gibt mittlerweile eine soooo riesige Auswahl an müllfrei(eren) Produkten fürs Bad. Ob es das gute Stück Seife ist, oder Duschgel zum selbst mischen, oder festes Shampoo, feste Rasierseife, Holzzahnbürsten etc. Wichtig ist hier: Schaut, was für euch passt! Es ist total ok nicht auf die elektrische Zahnbürste verzichten zu wollen, dafür verzichtet ihr vielleicht aber auf 10 verschiedene Duschgeltuben. Das macht auch viel aus!
Aktiv werden | Clean Up
Wenn ihr euch mit dem Thema Müllsparen beschäftigt, kommt ihr irgendwann zu dem Punkt, an dem euch vor allem der Müll in der freien Natur wirklich wahnsinnig macht. Ich habe beim Spazierengehen immer einen extra Beutel für eben diesen Müll dabei, welchen ich in der Natur sammle.
Vor der Coronazeit habe ich auch regelmäßige Clean Ups organisiert und bin auch sonst mal mit Freunden losgezogen und habe Müll gesammelt. Nehmt euch ein Herz und los geht’s! Sich um die Umwelt kümmern ist immer deutlich cooler, als es nicht zu tun!
Ins Leben integrieren!
Wenn ihr jetzt noch mehr Lust habt auf einen Zero Waste Lebensstil habt, dann hier noch eine kleine Check und Motivationsliste für euch!
- Kauft immer so unverpackt wie möglich! Lasst aber die Bereiche außen vor, bei denen eine Verpackung einfach unumgänglich ist (Medikamente und Co. sind für viele – auch für mich – lebensnotwendig und darauf wird nicht verzichtet!)
- Kauft nichts extra, nur weil es unverpackt ist. Was eh noch da ist wird aufgebraucht!
- Mehrweggläser oder Gläser, die später wiederverwendet werden, sind ok!
- Papierverpackungen sind dann ok, wenn ihr sie wiederverwenden könnt.
- Schafft Klarheit in euren Vorratsschränken. Räumt auf und packt eure Lebensmittel in Gläser oder gut verschließbare Dosen. Das schafft nicht nur Überblick, sondern auch mehr Bewusstsein und visualisiert das Thema deutlich besser!
- Fragt bewusst in euren Supermärkten nach, ob und wieweit verpackungsfreies Einkaufen möglich ist. Das macht es nicht nur euch, sondern später auch anderen leichter.
- Verpackungsfrei einkaufen geht auch grundsätzlich mit bewussterem Konsum einher. Schaut euch euer generelles Konsumverhalten an. Wo könntet ihr es noch optimieren?
- Stellt euch Gläser, Stoffbeutel, Trinkflaschen etc. an einen sichtbaren Ort, dann habt ihr all diese Dinge griffbereit und verliert sie nicht aus den Augen.
- Seid nicht zu streng zu euch! Es geht hier nicht darum, zu gewinnen oder immer alles richtig zu machen. Es geht darum, bewusster zu werden und zum Bewusstwerden gehören auch Misserfolge.
- Es ist toll, dass DU diesen Weg gehst! Schritt für Schritt! Gib nicht auf!
Ich wünsche euch viel Freude beim Erkunden des Zero Waste Lebens!