Betrug an der Haustür – so verhalten Sie sich richtig

17. August 2023

Immer wieder hört man Berichte von Dieben und Trickbetrügern, die mit teils abenteuerlichen Geschichten das Vertrauen einzelner Menschen ausnutzen, um sich Zutritt zu deren Wohnung zu verschaffen. Fast immer mit der Folge, dass danach Wertgegenstände oder Bargeld verschwunden sind. Wie man sich schützen kann, fragten wir Polizeihauptkommissar Stephan Steffen von der Landespolizei Schleswig-Holstein.

Herr Steffen, auf wen haben es Haustürbetrüger abgesehen?

Es ist tatsächlich so, dass tendenziell eher Seniorinnen und Senioren Opfer solcher Straftaten werden. Das liegt zum einen an einem hohen Maß an Grundvertrauen, das viele ältere Menschen besitzen und das die Täter dann ausnutzen. Auch die Folgsamkeit gegenüber Amtspersonen – in diesen Fällen natürlich Betrüger! – ist in der älteren Generation ausgeprägter. Zum anderen machen körperliche oder geistige Einschränkungen manche Senioren zu vermeintlich leichten Opfern.

Und wie gehen die Täter dabei vor?

Ziel ist es immer, in die Wohnung zu gelangen, um dann Geld, Wertgegenstände und Schmuck erbeuten zu können. Häufig sind solche Leute zu zweit unterwegs. Die erste Person klingelt und gibt vor, eine Amtsperson zu sein, zum Beispiel ein Polizist, der Hausverwalter, ein Paketzusteller, ein Mitarbeiter der Stadtwerke, ein Handwerker oder auch der Gerichtsvollzieher. In anderen Fällen wird eine Notlage vorgetäuscht, es wird nach einem Glas Wasser oder nach Stift und Papier gefragt. Ist der Täter erst einmal in der Wohnung, wird die Bewohnerin oder der Bewohner abgelenkt. Durch die angelehnte Tür gelangt dann die zweite Person unbemerkt in die Wohnung und stiehlt Geld und Wertgegenstände. Die meisten Verstecke für Geld oder Schmuck sind solchen Tätern bekannt.

Wie kann ich mich vor diesen Trickbetrügern schützen?

Mit einigen grundlegenden Maßnahmen und Verhaltensweisen lässt sich die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Straftat zu werden, deutlich verringern [siehe unten]. Ich sage aber immer „Eine gute Nachbarschaft ist die beste Prävention!“. Wenn man sich in der Hausgemeinschaft kennt, sich bei zweifelhaften Besuchern auch gegenseitig um Unterstützung bitten kann, dann haben solche Täter kein leichtes Spiel.

Was tut die Polizei gegen diese Art von Betrügereien?

Als eine Präventionsmaßnahme bilden wir seit einigen Jahren ehrenamtliche „Sicherheitsberater/innen für Senioren“ aus, die zum Beispiel Informationsveranstaltungen organisieren. Auch Haustürkriminalität ist dabei ein Thema. Wenn wir unmittelbar bei einer Tat benachrichtigt werden, können wir sofort einen Einsatzwagen zum Ort des Geschehens schicken und möglicherweise die Täter sogar stellen. Auf jeden Fall nehmen wir die Anzeige auf. Dadurch werden diese Straftaten erfasst und aus dem Verborgenen ins Licht gerückt. Wenn wir dann solche Delikte über unsere Pressestellen öffentlich machen, ist auch das konkrete Präventionsarbeit.

Wenn ich Opfer einer solchen Tat geworden bin, sollte ich dies also immer anzeigen?

Unbedingt. Viele Menschen trauen sich nicht, darüber zu reden, Opfer einer solchen Straftat geworden zu sein – nicht einmal mit engen Verwandten. Es ist ihnen peinlich, auf Betrüger hereingefallen zu sein. Ich sage ganz deutlich: Opfer werden hat nichts mit Naivität oder Dummheit zu tun. Die Täter erzeugen ganz bewusst eine Drucksituation und nutzen diese dann aus. Deshalb sprechen Sie darüber und zeigen Sie die Tat an!

Herr Steffen, herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Gefahren an der Haustür – Tipps der Polizei

  • Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung. Sie sind grundsätzlich nicht verpflichtet, jemanden unangemeldet in die Wohnung zu lassen.
  • Schauen Sie sich Besucher vor dem Öffnen der Tür genau an, zum Beispiel durch den Türspion oder das Fenster. Benutzen Sie die Gegensprechanlage.
  • Wenn vorhanden, öffnen Sie die Tür mit vorgelegter Türsperre.
  • Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen, zum Beispiel Polizisten, den Dienstausweis.
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus. Wichtig: Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der abgesperrten Tür warten.
  • Zeigen oder erklären Sie niemandem, wo Sie Geld oder Wertgegenstände aufbewahren.
  • Lassen Sie nur Handwerker ein, die Sie selbst bestellt haben oder die von der Hausverwaltung angekündigt worden sind. Rufen Sie im Zweifel die Hausverwaltung an, ob alles seine Richtigkeit hat.
  • Lassen Sie sich auch bei angeblichen Notfällen, zum Beispiel einem Rohrbruch, nicht drängen. Fragen Sie im Zweifel bei den Stadtwerken, der Hausverwaltung oder den Nachbarn telefonisch nach.
  • Sind Sie allein, dann bitten Sie einen Nachbarn hinzu oder bestellen Sie den Besucher zu einem späteren Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist. Zwei Personen haben die Besucher besser im Blick. Außerdem kann es auf die Täter abschreckend wirken, wenn Sie eine weitere Person hinzuziehen. Vereinbaren Sie deshalb mit den Nachbarn, die tagsüber zu Hause sind, dass Sie sich gegenseitig beistehen, wenn Unbekannte an Ihrer Tür klingeln.
  • Überlegen Sie, wenn Fremde an der Tür von ihrer Not erzählen: Warum wenden sich diese Leute nicht an Verwandte, Freunde, eine Apotheke, eine Gaststätte oder ein Geschäft, sondern gerade an mich?
  • Informieren Sie sofort die Polizei unter der Notrufnummer 110, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt.
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