Coulter-Kiefern – echte Raritäten mit Klima-Zukunft

20. Juli 2023

Auf den ersten Blick sehen die beiden mächtigen Bäume in der Büdelsdorfer Akazienstraße gar nicht so ungewöhnlich aus. Zwei Kiefern mit etwas zu langen Nadeln und sehr wilden Kronen. Nur wer genau hinsieht, kann hoch oben die riesigen Zapfen entdecken.

„Es heißt, dass einst in Kalifornien viele Holzfäller von ihnen erschlagen wurden – was Ihnen den Namen ‚Witwenmacher‘ einbrachte“, weiß der Kiefern-Spezialist André Zieschank zu berichten. „Allerdings sind das eher Mythen. Die ungeheure Größe der Zapfen (bis zu 50 cm) und die gefährlich aussehenden langen Dornen haben wohl die Phantasie etwas beflügelt. In ganz Deutschland gibt es vermutlich keine 30 adulten Bäume dieser Art. Und diese beiden sind die wohl nördlichsten Exemplare.“

Eine Anwohnerin, Frau Julia Hermann, beobachtete schon lange die außergewöhnlich schnell heranwachsenden Bäume. Als sie eines Tages einen Zapfen unter ihnen fand, war die Neugierde geweckt. Sie begann erfolgreich zu recherchieren. Nun weiß sie zu berichten: „Im Jahre 1975 wanderte Frau Helma Pfennig auf einer Exkursion in den Küstengebirgen des Big Sur in Kalifornien. Etwa 30 km südlich von Monterey stieß sie unverhofft auf die großen Zapfen und sammelte ein, was sie tragen konnte. 1982 schenkte sie Rita Mandey einige Samen, die die beiden Bäume in der Akazienstraße auspflanzte. Innerhalb von nur 40 Jahren sind diese beiden stattliche Bäume daraus geworden.“

„Heimische Waldkiefern müssten etwa 150 Jahre alt werden, um solche Stammdurchmesser zu erreichen“, weiß der Kiefern-spezialist zu berichten. Und wie sieht es um die Zukunft dieser Baumart im Kontext des Klimawandels aus? „Tatsächlich hervorragend“, meint André Zieschank. „Diese Baumart ist ganz besonders an sehr lange Dürreperioden und sogar Waldbrände angepasst. Das Holz taugt zwar nur für die Papierherstellung, doch dieser Baum eignet sich zum Beispiel für die Wiederaufforstung besonders stark erodierter Böden! Da die Kronen einen recht geringen Schattenwurf haben, können sich unter deren Schutz andere Pflanzenarten wieder ansiedeln. Zudem ist diese Baumart außerordentlich nützlich für die Tiere. Für Vögel, Eichhörnchen und Nagetiere bilden die Samen eine wertvolle Nahrungsgrundlage über das gesamte Jahr. Die Zapfen – ob nun am Baum hängend, oder am Boden liegend, bieten einen klimatisierten Wohnkomfort für diverse Insekten wie Spinnen und Asseln. Der Clou: Bei Nässe schließen sich die Zapfen und öffnen sich wieder, wenn es warm und trocken ist.“

Doch auch für uns Menschen hat der Baum einiges zu bieten. „Aus den langen Nadeln haben Indianer Schalen geflochten. Die Samen schmecken sehr herzhaft und würzig. Und natürlich sind die Zapfen tolle Dekorations-Objekte – vor allem zur Weihnachts-Zeit!

Aber Vorsicht, die Dornen piksen gewaltig!

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