Genossenschaft bedeutet auch immer Gemeinschaft. Aber warum tun wir uns eigentlich so schwer damit, auf fremde Menschen zuzugehen? Unsere Autorin Franzi hat sich einmal Gedanken zu diesem Thema gemacht.
Es war ein Abend im März 2019 und es war wieder einer dieser Abende, die uns spontan in ein Restaurant in Lübeck führten. Wie immer gab es zig Menschen, denen es ähnlich ging wie uns. Mal wieder raus, mit dem Partner / der Partnerin oder Freunden. Einen schönen Abend haben. Genießen und lachen.
Und wieder war im Restaurant ein älterer Mensch, der allein dort war und nein, das ist – grundsätzlich – weder schlimm noch verwerflich.
Schlimm war jedoch die Tatsache, dass man diesem Mensch ansah, dass er einsam war.
Allein mit sich, einem Glas Bier und einem Gericht der Abendkarte.
Ich wünschte mir so, dass ich mehr Mumm gehabt hätte. Mehr Mumm um ihm nicht nur „Guten Appetit“ und „Einen schönen Abend noch!“ zu wünschen. Ich wünschte ich hätte den Mumm gehabt um ihn zu fragen: „Wie geht es Ihnen denn heute?“ oder „Wie war Ihr Tag?“.
So eine einfache Frage. Und doch in unserer Gesellschaft – unter Fremden wie Freunden – so wenig erwünscht. Denn womit wir alle nicht umgehen können sind die ehrlichen Antworten auf diese Fragen. Der Dialog, der aus dieser Frage entstehen kann, der passt für viele von uns nicht ins Leben.
Denn „Ach schon so spät, wir müssen echt los.“ oder „Ach ja, wie schön. Schönen Tag noch.“ rettet uns zu oft aus Situationen, die uns unbequem sind.
Ich selbst kann mich davon nicht ausnehmen, auch mir passiert das.
Trotzdem oder genau deswegen bin ich der Meinung, dass wir alle viel mehr für eine Gemeinschaft tun sollten und in dem Zuge wünschte ich mir in jedem Restaurant einen großen Gemeinschaftstisch. Wo Gemeinschaft möglich ist, wo ihr ein Raum gegeben wird und wo sich Fremde zusammensetzen können und in einen Dialog kommen können. Ungezwungen und freiwillig.
Warum tun wir uns eigentlich so schwer damit, Gemeinschaft mit Menschen außerhalb unseres Rudels zuzulassen und handeln nicht getreu dem Gedanken „Ein Fremder ist ein Freund, den ich noch nicht kenne.“
In einem Bio-Hotel, in dem ich gern mal ein paar Tage Urlaub mache, gibt es zum Beispiel einen Gemeinschaftstisch, an den setzen wir uns auch dann gern, wenn überall sonst noch genug Plätze frei sind. Dort haben sich schon wunderbare Gespräche und Kontakte ergeben und jedes Mal bin ich sehr glücklich und mit neuer Inspiration vom Tisch aufgestanden.
Im Alltag selbst ziehe auch ich mich dann wieder gern zurück, vermeide es mich irgendwo dazuzusetzen.
Oft aus der Angst zu stören oder eben auch gestört zu werden. Wie schade das nur ist!
Wie schade, dass wir in ein gut gefülltes Restaurant gehen, um dort wirklich zu denken, dass wir ja „unter uns“ wären und die anderen Menschen schon fast als störend zu empfinden.
Wir sollten das wirklich ändern!
Denn dann sitzen wir – vielleicht – bald alle zusammen an einem Tisch, Alt und Jung und erzählen uns die schönsten Geschichten unseres Lebens.
Welch schöne Vorstellung. Oder?