Zentrumsnah und gut erreichbar an der neuen Dorfstraße gelegen befinden sich die Räumlichkeiten des Fördervereins Häusliche Hospiz Büdelsdorf e.V. Erst Anfang des Jahres hatte der Verein die neuen Räume in dem Quartier der bgm bezogen. Zu einem Gespräch über die bedeutsame Arbeit des Vereins trafen wir uns mit Koordinatorin Heidi Dopp sowie dem 1. Vorsitzenden Jürgen Hein.
Ein Leuchtturm weist den Weg. Er ist das zentrale Bildelement im Logo des Fördervereins Häusliche Hospiz und findet sich auch über und an der Eingangstür zu den Räumlichkeiten des Vereins, die wir heute kennenlernen werden. Freundlich, hell und einladend wirken die Räume, über einen geräumigen Eingangsbereich gelangt man in den Hauptraum, in dem sich unter anderem ein großer Konferenztisch und ein Bücherregal befindet. Ein kurzer Blick ins Regal zeigt verschiedene Bücher zu den Themen Tod, Trauer und Abschiednehmen – ein Hinweis darauf, womit sich der Verein in seiner Arbeit auseinandersetzt.
„Wir begleiten sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase und stehen auch deren Angehörigen in der Zeit der Trauer zur Seite“, erklärt Jürgen Hein. Hein ist 1. Vorsitzender des Vereins und den meisten Büdelsdorfern noch gut als Bürgermeister bekannt. 16 Jahre lang war er Verwaltungschef in Büdelsdorf, bis er 2017 das Amt an seinen Nachfolger übergab. Ihm gegenüber sitzt Heidi Dopp. Sie ist die Koordinatorin des Vereins und die Einzige, die hier hauptamtlich beschäftigt ist. 35 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es noch, insgesamt umfasst der Verein aktuell 140 Mitglieder. „Wir begleiten die Menschen dort, wo sie gerade ‚zu Hause‘ sind“, erzählt Heidi Dopp, „das kann ein Pflegeheim sein, das Zuhause im eigentlichen Sinne oder in seltenen Fällen auch ein Hospiz.“ Volljährige Menschen, vorwiegend aus Büdelsdorf, Borgstedt und Rickert können die Arbeit des Vereins in Anspruch nehmen. In Ausnahmefällen wird der Kreis jedoch auch weiter gezogen, etwa dann, wenn eine Person lange Zeit in Büdelsdorf gelebt hat uns sich der Stadt eng verbunden fühlt.
Häufig sind es Angehörige von Sterbenden oder Einrichtungen wie Pflegedienste oder -heime, die einen Bedarf für Unterstützung sehen und sich an den Verein wenden. In der Regel folgen darauf ein Erstbesuch und ein Gespräch mit der betroffenen Person. „Es geht darum herauszufinden, was der jeweilige Mensch möchte und braucht“, sagt Heidi Dopp. Denn: „Nicht selten gibt es eine Diskrepanz zwischen dem, was sich beispielsweise Kinder für einen sterbenden Elternteil wünschen, und dem, was die betroffene Person tatsächlich braucht.“ Wird gemeinsam festgestellt, dass eine Begleitung durch den Verein sinnvoll ist, wird nun der Kontakt zu einer Sterbebegleiterin bzw. einem Sterbebegleiter hergestellt. Nach etwa drei Treffen wird noch einmal innegehalten: Stimmt die zwischenmenschliche Chemie? Wenn sowohl Ehrenamtler als auch die begleitete Person ein gutes Gefühl haben, kann es weitergehen. Dabei ist die Hilfe des Hospizvereins vielfältig und immer auf den einzelnen Menschen zugeschnitten. „Wie intensiv unsere Begleitung ist, wird individuell vereinbart. Das kann ein Treffen pro Woche sein, es kann bei Bedarf auch häufiger oder seltener sein. Es hängt auch davon ab, wie viele Außenkontakte die sterbende Person noch hat.“
Neben der so wichtigen persönlichen Präsenz, dem „Einfach-da-sein“, Zuhören oder miteinander ins Gespräch kommen, sind es auch ganz pragmatische Fragen, bei denen der Verein Hilfe leistet. Welcher Arzt ist in der jetzigen Situation der richtige? Wie finde ich einen Therapeuten? Wo bekomme ich ein ganz bestimmtes Pflegebett her? „Wir möchten in der aktuellen Lebensphase unterstützen und nehmen damit auch eine Art Lotsenfunktion ein“, sagt Heidi Dopp. In der Arbeit des Vereins sieht sie eine große Chance: „Während der Sterbebegleitung haben die Menschen die Möglichkeit, uns unvoreingenommen und neutral zu begegnen, ohne zwischenmenschliche Altlasten aus der Vergangenheit. Darin liegt ein großes Potenzial.“ Das ist übrigens auch der Grund, warum die ehrenamtlich Begleitenden und die betroffenen Personen in der Regel nicht miteinander bekannt sind.
Seit 2006 gibt es den Büdelsdorfer Hospizverein, der von der ehemaligen Pflegedienstleiterin der AWO, Ann-Christin Winckel, ins Leben gerufen wurde. Heidi Dopp war von Anfang an dabei, damals noch als Ehrenamtlerin. Bevor sie hauptamtlich die Koordination der Vereinsarbeit übernahm, war sie unter anderem als Krankenschwester auf der Intensivstation sowie in der ambulanten Pflege tätig. Jürgen Hein wurde im Jahr 2020 in den Vereinsvorstand gewählt, dessen Vorsitz er zwei Jahre später übernahm. Dass Vereinsvorsitz und Koordination offenbar gut zusammenarbeiten, wird während des Gesprächs schnell deutlich. „Wir haben einen sehr agilen Vorsitzenden“, lobt Heidi Dopp und verweist auf das, was in den letzten Jahren erreicht wurde. So war es Jürgen Hein, der kurz nach seinem Amtsantritt einen Strategietag zur Zukunft des Vereins initiierte. Daraus hervor ging nicht nur eine intensivierte Öffentlichkeitsarbeit – auch das Logo mit dem Leuchtturm stammt aus dieser Zeit – sondern auch der Umzug in die neuen Räumlichkeiten. „Ich stand dazu mit bgm-Vorstand Stefan Binder in Kontakt“, erinnert sich Hein, „durch die Baugenossenschaft gab es große Unterstützung nicht nur beim Finden und späteren Renovieren der Räume, sondern auch bei der Ausstattung mit Mobiliar.“ Für den Verein sind es die ersten „eigenen“ Räume, zuvor erfolgte die Arbeit überwiegend aus Räumlichkeiten der Büdelsdorfer AWO. „Wir sind nun in der glücklichen Lage, fast alle Veranstaltungen des Vereins hier durchführen zu können“, zeigt sich Hein erfreut. Dazu zählen Vorstandssitzungen, Beratungen, Trauerbegleitungen, das monatlich stattfindende Trauercafé, Supervisionen oder die Befähigungskurse für zukünftige Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler.
„Als ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter sind hier ganz normale Menschen tätig, die etwas für die Gesellschaft tun möchten“, erzählt Heidi Dopp. Alle, die bereit seien, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen und sich dabei selbst zu reflektieren, könnten in die Arbeit einsteigen. Allerdings: „Frische, eigene Trauer – das kann auch eine Trennung sein – oder eine psychische Erkrankung schließen eine Arbeit als Sterbebegleitung aus. Es geht nicht darum, eigene Probleme zu verarbeiten.“ Wer sich für die Arbeit als Sterbebegleitung interessiert, absolviert zunächst einen umfangreichen Befähigungskurs, in dem Themen wie Nähe und Distanz, Kommunikation, Selbstreflexion oder praktische Übungen auf der Tagesordnung stehen. „Der Kurs ist kostenlos und verpflichtet nicht zur anschließenden Mitarbeit im Verein“, so Dopp. Wer nach dem Kurs weiter dabei bleiben möchte, absolviert ein Praktikum mit begleitender Supervision. Ein halbes bis dreiviertel Jahr dauert die Ausbildung, anschließend kann man durch den Verein als ehrenamtliche Sterbebegleitung eingesetzt werden.
Es ist diese individuelle, persönliche Begleitung von sterbenden Menschen, für die das Herz von Heidi Dopp schlägt. „Zwar kann ich aufgrund meiner Position hier im Verein keine persönlichen Begleitungen mehr durchführen, dafür jedoch mit vernünftiger Organisation alles daran setzen, dass jeder Mensch, der zu uns kommt, das erhalten kann, was er in seiner Situation braucht.“ Dabei ist es ihr, ebenso wie Jürgen Hein, ein großes Anliegen, das Thema Tod und Sterben zu enttabuisieren: „Unser Wunsch ist es, dass die Menschen keine Scham haben, sich bei uns zu melden. Als Betroffener wie auch als zukünftiger Ehrenamtler.“
Die Vereinsräume des Fördervereins Häusliche Hospiz Büdelsdorf befinden sich in der Gorch-Fock-Straße 1, 24782 Büdelsdorf. Weitere Informationen, Möglichkeiten zur Unterstützung der Vereinsarbeit sowie Kontaktmöglichkeiten erhalten Sie auf der Homepage des Vereins unter www.hospizverein-buedelsdorf.de.