Tagsüber ist er in unseren Wohnanlagen unterwegs und sorgt gewissenhaft dafür, dass alles bestens in Schuss gehalten wird. Doch nach Feierabend oder an den Wochenenden kann es sein, dass man ihn lautlos über die Förde gleiten sieht. Die Rede ist von bgm-Hausmeister Olaf Murawski, der seine Freizeit einem ganz besonderen Hobby gewidmet hat. Beim sogenannten Pump Foiling – einer noch jungen Wassersportart, die Elemente des Surfens, Stand-Up-Paddlings und Foilens vereint – gleitet man auf einem Brett übers Wasser, und zwar ohne äußeren Antrieb wie Wind, Wellen, Segel oder Kite, sondern allein durch Muskelkraft. Was es mit der immer beliebter werdenden Sportart auf sich hat und was den Reiz des Ganzen ausmacht, fragten wir Olaf Murawski im Gespräch.
Olaf, du hast ein recht außergewöhnliches sportliches Hobby. Was genau ist denn Pump Foiling?
(lacht) Es ist der Traum der Menschheit – Fliegen und übers Wasser gehen. Oder ein wenig technischer ausgedrückt: Man hat ein spezielles Brett, an dessen Unterseite eine Tragfläche, das sogenannte Foil, angebracht ist. Das sieht so ähnlich aus wie ein kleines Flugzeug und funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Durch das Auf-und-Abbewegen auf dem Brett wird ein Auftrieb erzeugt, der es mir dann ermöglicht, relativ flott übers Wasser zu fahren. Und zwar nachhaltig und umweltfreundlich ohne Motor oder Treibstoff, sondern allein durch Muskelkraft. Der schwierige Teil dabei ist übrigens der Start, denn man benötigt eine gewisse Startgeschwindigkeit, damit das Brett über Wasser bleibt.
Seit wann machst du das und wie bist du dazu gekommen?
Ich mache das jetzt seit ungefähr zwei Jahren und habe vorher schon Kite- und Wing-Foilen ausprobiert, bei dem der Antrieb durch den Wind erzeugt wird. Irgendwann kam der Händler, bei dem ich meine Ausrüstung beziehe, mit so einem Ding an und ließ es mich einmal ausprobieren. Ich sag es mal so: Es hat nicht beim ersten Mal geklappt. Und auch nicht beim zweiten. Aber der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Und nach 100-mal ausprobieren lernt der Körper irgendwann, wie es funktioniert.
Ist Pump Foiling eher ein Sport für Einzelgänger oder betreibt man das gemeinschaftlich?
Sowohl als auch. Man kann das natürlich sehr gut für sich alleine machen, doch wirklich Spaß macht es mit anderen zusammen. Beim Pump Foiling dreht man ja nur ein paar Runden und kehrt dann wieder zum Steg zurück, wo man sich dann unweigerlich begegnet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dadurch sehr schnell eine gute Gemeinschaft entsteht. Man unterstützt sich und freut sich gemeinsam darüber, wenn jemand etwas geschafft hat. Es gibt hier tatsächlich auch einen Pump Foiling-Verein. Ich bin zwar kein offizielles Mitglied, bin denen aber sehr freundschaftlich verbunden.
Mal ehrlich: Wie anstrengend ist das eigentlich?
(lacht) Das fordert schon maximale Kondition. Das fühlt sich an wie ein Bergsprint mit Rucksack in zu großen Schuhen.
Welche Voraussetzungen brauche ich, wenn ich das auch einmal ausprobieren möchte?
An Material benötigt man lediglich ein Pump Foil-Brett und je nach Gegebenheiten einen Neoprenanzug und einen Helm. Wichtig ist dann noch, dass man grundsätzlich Spaß an Bewegung hat. Und dann wird auch schon sehr schnell der Ehrgeiz geweckt. Grundsätzlich kann man sagen, je leichter man ist, desto leichter fällt einem der Einstieg. Aber mittlerweile gibt es für fast alle Gewichtsklassen auch passende Tragflügel mit größerer Fläche, die dann auch ein höheres Gewicht tragen können.
Und wie lerne ich das Pump Foiling?
Um erst einmal ein Gefühl für das Brett zu bekommen, würde ich zunächst Anlauf nehmen und mich dann mit dem Bauch auf das Brett schmeißen. Dann merkt man schon einmal ein wenig, wie einen das Brett trägt. Nach zehn Versuchen geht’s dann schon ganz gut, und dann probiert man es irgendwann im Stehen. Und dann kommt die permanente Auf-und-Abbewegung des Körpers dazu – Kniebeugen quasi – die den Vortrieb erzeugt.
Wann und wo bist du denn mit deinem Brett auf dem Wasser unterwegs?
Nach Feierabend und bei Windstille kann man mich oft im Kieler Hafen fahren sehen. Gerne fahre ich auch auf dem Wittensee oder dem Westensee. Das schöne am Pump Foiling ist ja, dass man es sowohl in stillem Wasser als auch bei leichtem Wellengang machen kann, wenn zum Beispiel größere Schiffe für Wellen sorgen.
Gibt es in diesem Sport eigentlich auch Wettkämpfe?
Ja, die gibt es. Dabei gibt es dann auch unterschiedliche Disziplinen. Beim Border Cross muss man zum Beispiel einen Parcours abfahren und bestimmte Aufgaben bewältigen, beim Freestyle geht es darum, möglichst besondere Tricks zu zeigen, und beim Race handelt es sich um ein klassisches Wettrennen: Es starten zwei, der schnellste gewinnt. Ich habe auch schon an einigen Wettkämpfen teilgenommen, mache das aber eigentlich nicht so gerne, denn es geht mir beim Pump Foiling mehr um das Fahren an sich, nicht um den Vergleich mit anderen.
Zum Schluss: Was fasziniert dich eigentlich so an diesem Sport?
Es ist die Herausforderung. Jede kleinste Veränderung, zum Beispiel beim Start, beim Material oder bei der Witterung, hat sofort Auswirkungen. Und man kann sich wohl bei nichts mehr blamieren als beim Pump Foiling, denn es gibt Tage, an denen funktioniert einfach nichts. Damit muss man klarkommen und das macht auch den Reiz aus. Auch wenn ich nicht immer der Schnellste, Beste und Tollste war, so war ich aber fast immer jemand, der den meisten Spaß bei der Sache hatte. Und solange man Spaß an etwas hat, ist auch die Motivation da – das gilt fürs Hobby ebenso wie für meinen Beruf. Das Schöne ist: Mit meiner eigenen Begeisterung habe ich mittlerweile schon sehr viele – auch jüngere – Leute für diesen Sport begeistern können.