Die Stadt Nortorf besticht durch Charme und Beschaulichkeit und hält für Einheimische ebenso wie für Besucherinnen und Besucher viel Sehens- und Erlebenswertes bereit. Wir trafen einige unserer Mitglieder und sprachen über das Leben in der Stadt und das Wohnen bei der Genossenschaft.
„Klein“, „gemütlich“, „friedlich“ – Begriffe wie diese fallen häufig, fragt man Nortorferinnen und Nortorfer nach Assoziationen zu ihrer Heimatstadt. Nicht gerade der Mittelpunkt der Welt, möchte man meinen. Wohl aber der Mittelpunkt Schleswig-Holsteins. Denn tatsächlich befindet sich der geografische Mittelpunkt des nördlichsten Bundeslandes genau hier, wie das Landesvermessungsamt vor rund 25 Jahren berechnete. Doch dazu später mehr.
Mit rund 7.200 Einwohnern zählt Nortorf zu einer von vier Städten im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Knapp 100 Wohnungen gehören hier zum genossenschaftlichen Wohnungsbestand der bgm. Tendenz steigend, denn aktuell entstehen 26 weitere bgm-Wohnungen, erstmals komplett in nachhaltiger Holzbauweise. Neben einer attraktiven städtischen Infrastruktur mit diversen Einkaufsmöglichkeiten, einer Grund- und Gemeinschaftsschule, Sport- und Fitnessangeboten und guter medizinischer Versorgung findet sich in Nortorf auch das Deutsche Schallplattenmuseum. Untergebracht im alten Kesselhaus des ehemaligen Schallplattenherstellers TELDEC, damals Nortorfs größter Arbeitgeber, umfasst die Ausstellung rund 200.000 Schallplatten, alte Pressmaschinen, Phonographen, Musikboxen und Transistorradios.
Um etwas mehr über das Leben in Nortorf zu erfahren, besuchen wir Konrad Krause in seiner bgm-Genossenschaftswohnung in der Nähe des Stadtparks. Getrost kann man ihn als Urgestein der Wohnanlage bezeichnen: Seit der Fertigstellung im Jahr 1974 wohnt er bereits hier und ist in dieser Zeit nur einmal innerhalb des Hauses umgezogen. An seiner Wohnung schätzt der Senior, der in früheren Tagen als Zimmermann und Hausmeister tätig war, insbesondere die kurzen Wege ins Grüne und die Nähe zu allen wichtigen Orten des täglichen Bedarfs. „Hier muss es sich ja gut wohnen, wenn ich schon 51 Jahre hier bin“, sagt er lachend. Es ist die überschaubare Größe der Stadt, die das Wohnen in Nortorf für Konrad Krause so attraktiv macht. „Ich fühle mich einfach wohl hier und möchte auch gar nicht in der Großstadt leben“, sagt er. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Außerdem kann man sich in einer kleinen Stadt nicht so leicht verlaufen.“


Hat sich das Leben in der Nachbarschaft in den letzten fünfzig Jahren sehr verändert? „Es ist ruhiger geworden“, sagt er und erklärt: „Früher liefen die Kinder hier noch auf ihren Holzschuhen herum. Auch im Treppenhaus begegnete man sich öfter und unterhielt sich dann länger.“ Trotzdem, so fügt er hinzu, sei der Kontakt unter den Nachbarn sehr gut. Ob er einen Lieblingsort in Nortorf habe, möchten wir noch wissen. Konrad Krause denkt kurz nach. „Ich hatte früher einen Schrebergarten, dort war ich sehr gerne. Leider musste ich den Garten abgeben. Dafür habe ich aber immer noch den Stadtpark vor der Tür.“

Wir verabschieden uns von Konrad Krause und folgen nach wenigen Metern auf der Straße einem Schild, das uns den Weg in die besagte Grünanlage weist. Noch einmal an einer Hecke abgebogen stehen wir prompt im Park und blicken auf ein weitläufiges Spielplatzgelände, das ganz sicher nicht nur die Herzen der kleinsten Parkbesucher höherschlagen lässt. Kletterparcours in verschiedenen Höhen, Wackelbrücken, eine Tunnelrutsche, Schaukeln, ein Kleinkindbereich, zahlreiche Sitzgelegenheiten und auch ein Boule-Feld laden hier Menschen jeden Alters zum Aktivsein und Verweilen ein. Erst kürzlich wurde der barrierefrei angelegte „Mehrgenerationenpark“ eingeweiht und ist seitdem eines der Highlights im Stadtpark.


Vorbei an hübsch angelegten Blumenbeeten folgen wir dem Parkweg weiter in westliche Richtung und stoßen nun auf das, wofür Nortorfs Stadtpark auch überregional bekannt ist: Diverse Skulpturen und Plastiken schleswig-holsteinischer Künstlerinnen und Künstler sind auf dem Gelände des Parks ausgestellt und können jederzeit kostenfrei begutachtet werden. Und so passieren wir eine futuristisch anmutende, silbrig glänzende Gestalt – ein Schild verrät, dass es sich um einen Aluminiumguss mit dem Titel „Ikarus“ handelt – gehen an einem überdimensionalen Kopf aus Granit vorbei oder erspähen zwei große, in sich verschlungene Vierecke aus rot angestrichenem Stahl. Begründet im Jahr 1987 durch den damaligen SPD-Politiker Kurt Hamer beherbergt der Skulpturenpark mittlerweile 22 Exponate verschiedenster Stilrichtungen und Materialien und lädt ganzjährig zu einem Besuch ein.



Bevor wir zu unserem nächsten Hausbesuch aufbrechen, bleibt noch etwas Zeit für einen Abstecher zum Marktplatz im Zentrum der Stadt. Vor der Kulisse diverser Läden, Restaurants oder Dienstleistungsbetriebe herrscht ein geschäftiges Treiben. Wie bereits an anderer Stelle im Stadtgebiet fallen auch hier die leuchtend-bunten Blumen-Arrangements ins Auge, mit denen viele der Laternenpfähle geschmückt sind. Überragt wird die Szenerie von St. Martin, der 1872 eingeweihten und im Stil der Neugotik erbauten, evangelisch-lutherischen Kirche. Vielen dürfte die Geschichte des namensgebenden Heiligen Martin von Tours bekannt sein, der in einer kalten Winternacht seinen Mantel mit dem Schwert zerteilte, um die Hälfte einem frierenden Bettler zu überlassen. Da die Kirche geöffnet ist und gerade keine Veranstaltung stattfindet, wagen wir einen kurzen Blick in den andächtigen Innenraum des Gebäudes und genießen für einen kurzen Moment die ihm innewohnende Ruhe.



Verabredet sind wir nun mit Birgit Runge. Seit knapp zehn Jahren lebt sie in ihrer bgm-Genossenschaftswohnung, ebenfalls nur unweit vom Stadt- und Skulpturenpark gelegen. Rein zufällig sei sie damals auf das Wohnungsangebot gestoßen und fühle sich seitdem hier „pudelwohl“. In ihrer individuell und stilvoll eingerichteten Wohnung erzählt uns die im Pflegedienst tätige Nortorferin von den Vorzügen ihrer Heimatstadt. Dabei sind es nicht nur die unterschiedlichen gastronomischen Angebote und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die sie an ihrem Wohnort schätzt, sondern auch das viele Grün. „Wir leben hier in einem kleinen Paradies“, sagt sie und öffnet wie zum Beweis die Tür zum Balkon, der einen Blick auf Baumkronen und die begrünte Fläche hinter dem Haus bietet. Auch die Gemeinschaft unter den Hausbewohnern sei sehr angenehm, erzählt uns Birgit Runge. Und so geht es dann auch gleich zur gemeinschaftlichen Kaffeerunde vor dem Wohngebäude, wo sich bereits einige Nachbarn zu einem Plausch zusammengefunden haben.
Da ist zum Beispiel Rosemarie Dreier. „Bei schönem Wetter sitzen wir immer hier draußen und ich koche Kaffee“, erzählt die Seniorin und bietet sogleich einen Becher des heißen Getränks an. „Natürlich handgefiltert“, fügt sie hinzu. Es ist gesellig, man kennt sich. Viele der Nachbarn wohnen bereits seit Jahren in ihrer Genossenschaftswohnung. So auch Karl-Heinz Janneck. „Ich finde, schöner kann man in Nortorf nicht wohnen“, sagt er selbst über sein Zuhause und liefert die Begründung gleich mit: „Wenn ich um 6 Uhr auf dem Balkon sitze, höre ich nur die Ruhe. Und ich schaue ins Grüne.“ Mit der Genossenschaft zeigt er sich sehr zufrieden. „Es ist gut, dass die bgm hier viel macht“, sagt er. „Fenster, Balkone, das Treppenhaus – man kann nicht meckern.“

Der Besuch in Nortorf neigt sich dem Ende entgegen, doch eine Station darf nicht fehlen. Ein wenig außerhalb des Stadtkerns, in nordöstlicher Richtung gelegen, stoßen wir schließlich auf das, was die Stadt Nortorf auch nach außen hin erkennbar zur Mitte des „echten Nordens“ macht. Von der Straße zum Nachbarort biegen wir in einen Feldweg ein. Flankiert von zwei Säulen, die das Wappen des Landes sowie das Wappen der Stadt Nortorf tragen (auf letzterem begegnet uns übrigens wieder St. Martin, der mit dem Schwert seinen Mantel zerteilt), finden wir einen gravierten Mühlstein. Wir sind am Mittelpunkt angekommen.





















